Jahreslosung: „Ich glaube, hilf meinem Unglauben!“ (Mk 9,24)
Mit den Jahren verstehe ich immer mehr, wie wichtig andere Menschen für meinen Glauben sind: Menschen, die mit mir beten. Menschen, die mit mir singen. Menschen, die mich durch ihren Glauben ein Stück mittragen, wenn mein Glaube klein scheint wie ein Senfkorn. Die Worte, die andere für ihren Glauben und ihre Zweifel finden, sind für mich manchmal wie Nahrung für meinen eigenen Glauben. Auch Worte von Betern und Beterinnen aus der Bibel sind solche Nahrungsworte für mich: „Der Herr ist mein Hirte“ mit dem ganzen Psalm 23, genauso wie „Sei Du mir nicht fern, Gott, meine Stärke, eile, mir zu helfen!“ aus Psalm 22.
Dann merke ich: Ich bin nicht allein. Wir sind alle zusammen unterwegs auf den Pfaden des Lebens und des Glaubens und des Zweifels in dieser Welt. Und wir sind im Glauben aufeinander verwiesen. So wie Jesus uns gemeinsam auf den Weg geschickt hat:
Jesus sagte: „Also geht aber und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.“ (Mt 10,7)
Ich erinnere mich an eine Situation aus dem Sommerlager der Pfadfinder in Neumünster, was ich im letzten Jahr begleitet habe:
Der letzte Abend des Lagers bricht an. Über den Tag ist viel Aufregendes passiert: Gebastelt haben wir und Feuerholz gehackt. Ein Kind hatte dolles Heimweh und ein Taschenmesser ist verlorengegangen. Zwei Jungs haben sich heftig gestritten. Jetzt geht die Sonne unter, das Lagerfeuer knistert und knackt und selbst die beiden Streithähne schaffen es, wieder zusammen im Kreis zu sitzen (wenn auch noch nicht wieder direkt nebeneinander).
Und als das Abendprogramm zu Ende geht, stehen vier große Pfadfinder auf und singen für uns einen irischen Reisesegen: „Möge die Straße uns zusammenführen und der Wind in deinem Rücken sein. Und bis wir uns wiedersehen, halte Gott dich fest in seiner Hand.“ Wir sitzen dicht an dicht und hören den mehrstimmigen Gesang, wie er über den Zeltplatz weht.
Dann geht es für die letzte Nacht noch einmal in die Zelte. Alle sausen durcheinander, um ihre Zahnbürsten zu holen. Da zupft mich ein Pfadfinderjunge am Ärmel und sagt: „Du, Rike, weißt du was? Ich hab das grade wirklich gefühlt, was die gesungen haben: Dass ich in Gottes Hand bin.“
Er strahlt mich an und ich strahle zurück und einen Moment lang stehen wir einfach zusammen da. Und dann saust er los, um seine Zahnbürste aus dem Zelt zu holen.
Und mir ist, als hätte er genau das getan, was Jesus uns aufträgt: „Also geht aber und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.“
Amen.
Worte zum Weiterdenken:
„Wie kann ich so dreist sein, die eigene Sprachlosigkeit als die einzige Wahrheit zu nehmen! Es zwingt mich niemand die eigene Wahrheit aufzugeben. Aber damit die Hoffnung nicht gering bleibt, muss ich sie mit der Wahrheit meiner betenden Geschwister vergleichen. Vielleicht wird dann die eigene Wahrheit von der Kraft der Geschwister erweitert. […] Es gibt verschiedene Weisen den Glauben und die Hoffnung zu lernen. Eine davon geht über die Sprache der anderen. Vielleicht brauchen wir gar nicht zuerst zu glauben. Wir könnten ja einmal probeweise in die Sprache der Seufzer eintreten, fast spielerisch wie in ein fremdes Haus. Vielleicht wird das Haus zur eigenen Heimat.“ Fulbert Steffenski, Wo der Glaube wohnen kann (Stuttgart 2008), S. 20-21.
Ein Gebet:
„Gott, gib meinem Glauben Nahrung. Erinnere mich an die Momente, in denen mir andere mit ihrem Glauben eine Stärkung gewesen sind. Lass ihre Worte in mir nachklingen und wachsen und leuchten. Dass auch ich glauben kann, an dich und dein Wort. Amen.“
Ein Segen:
„Möge die Straße uns zusammenführen und der Wind in deinem Rücken sein;
sanft falle Regen auf deine Felder und warm auf dein Gesicht der Sonnenschein!
Und bis wir uns wiedersehen halte Gott dich fest in seiner Hand!“ (Markus Pytlik)
0 Kommentare